Benko und die Bärenjäger

Wie der Signa-Gründer René Benko mit exklusiven Jagdausflügen sein Netzwerk auf- und ausbaute. Und welche Hintermänner dabei eine Rolle spielten.

von Réne Benko und seine Jagdgesellschaft © Bild: iStockphoto.com/taviphoto/PytyCzech; IMAGO / Paul Zimmer; IMAGO/ Eventpress; imago images / SKATA; IMAGO / Future Image; IMAGO / Newscom World; IMAGO / Panama Pictures

René Benko und seine Signa-Manager sind bekanntlich gerne auf die Pirsch gegangen. Bei den Signa-Jagden in West-und Ostösterreich ließ sich immer wieder gute Netzwerkpflege betreiben. Signa leistete sich eine Jagd in Tirol und eine weitere im Burgenland. Organisiert wurden diese Jagdtrips von Signa-Jagdkoordinator Michael Fischer und Signa-Holding-Boss Christoph Stadlhuber. Einige der Mitarbeiter der Signa Holding, die den Rationalisierungsmaßnahmen des Insolvenzverwalters zum Opfer fielen, waren hauptberufliche Jäger.

News-Recherchen zeigen nun erstmals, dass die exklusiven Jagdgesellschaften vor den Landesgrenzen nicht haltmachten. René Benko war über Jahre fixer Bestandteile einer so illustren wie elitären Runde an Jägern, die sich gemeinsam aufmachten, um in Revieren in Ungarn, den rumänischen Karpaten, in Tschechien und in Kroatien besonders wilde Tiere vor die Flinte zu bekommen.

Die Jagdgesellschaft reiste standesgemäß im Privatjet, die letzten Meter ins Revier wurden dann oft per Helikopter zurückgelegt. Und ja, man machte auch vor Bären nicht halt. In Rumänien feierte man sich wechselseitig, nachdem man sechs Bären abgeknallt hatte. Bei dieser wilden Jagd war René Benko jedoch nicht dabei. Bei anderen Terminen sehr wohl.

Elitärer Zirkel

Der Jagdkreis bestand aus schwerreichen Industriellen, die meisten sind aus Funk und Fernsehen bekannt. Dazu gesellten sich Unternehmen und Netzwerker mit starkem Russland-Bezug. Angeführt und organisiert wurden die exklusiven Reisen von einem Liechtensteiner Unternehmer, der gerne im Verborgenen die Fäden zieht.

Mit an Bord waren laut monatelangen News-Recherchen unter anderem: der milliardenschwere Fleischfabrikant Clemens Tönnies aus Deutschland. Der milliardenschwere Auto-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche. Der Russland-Netzwerker und Großinvestor Siegfried Wolf. Der langjährige Bank-Austria-General und spätere Sberbank-Österreich-Boss Gerhard Randa. Der ehemalige Tennismanager (u. a. Boris Becker) und Oligarch Ion Tiriac aus Rumänien. Der umtriebige Benko-Vertraute und Ex-OMV-Manager Markus Friesacher. Und der ehemalige Daimler-Chef und heutige Russland-Lobbyist Klaus Mangold.

Klaus Mangold
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PUTIN-FREUND. Klaus Mangold leitete lange den Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft und war einige Jahre enger Benko-Berater.

Tafelspitz-Treffen

Man hat sich aber nicht nur getroffen, um Bären zu erlegen. Von Mangold wurden jährliche Tafelspitz-Runden in Lech am Arlberg organisiert, traditionell am zweiten Neujahrstag. Im Sommer traf man sich gerne am Gardasee.

Klaus Mangold spielt eine interessante Rolle. Der Mann, der in Deutschland " Mister Russland" tituliert wurde, erhielt von René Benko vor Jahren einen gut dotierten Beratervertrag (ab 2014 erhielt er 25.000 Euro pro Monat), offenbar um viele Türen in die schwerreichen Kreise deutscher Großindustrieller zu öffnen. Ohne diese Beziehungen wären die Deals um Karstadt und Kaufhof womöglich nicht so reibungslos über die Bühne gegangen.

Beratungsvertrag Mangold Consulting GmbH
© News Beratervertrag

Der Putin-Mann

Der deutsche "Spiegel" hielt vor etwas mehr als einem Jahr fest: "Mitte November sitzt Klaus Mangold, 79, in einem Stuttgarter Büro. Im Flur hängen gerahmte Schreiben. Eines ist vom ehemaligen russischen Präsidenten Dmitrij Medwedew, der einmal als liberaler Hoffnungsträger im Kreml galt. Heute droht Medwedew der Ukraine und dem Westen offen mit Vernichtung. Ein zweiter Brief stammt von Wladimir Putin, gerichtet an den 'lieben Klaus'. Es gibt wahrscheinlich nicht viele Deutsche, die Putin nach dem Ende seiner KGB-Zeit in Dresden häufiger getroffen haben als Mangold."