Washington - Mehr als 3.000 Veteranen des Golfkriegs von 1991 wollen eine Sammelklage gegen knapp 50 Chemiekonzerne anstrengen. Den Unternehmen, darunter drei österreichische Firmen, werde eine Mitschuld am Streben der irakischen Regierung nach Massenvernichtungswaffen vorgeworfen, teilte der US-Anwalt Gary Pitts am Montag mit. Die Sammelklage im Auftrag von britischen, französischen und US-Veteranen werde vermutlich Anfang nächsten Jahres in Großbritannien eingereicht. Sie stütze sich auf eine Liste mit insgesamt 56 internationalen Lieferanten von Ausrüstung und Rohstoffen für die Produktion der Nervengase Sarin, VX, Senfgas und anderen Kampfstoffen.

Die der Nachrichtenagentur AFP vorliegende Liste führt neben 19 deutschen Firmen zehn britische, vier Schweizer und zwei französische Konzerne auf sowie je drei Unternehmen aus den Niederlanden, Österreich und den USA. Sie lieferten demnach Material, das angeblich seit 1980 für das irakische Chemiewaffenprogramm verwendet wurde. An erster Stelle steht der deutsche Preussag-Konzern. Er soll dem Irak demnach tonnenweise Chemikalien für die Herstellung von Nervengas geliefert sowie beim Bau von Kampfstoff-Anlagen geholfen haben. Weitere von der Sammelklage möglicherweise betroffene deutsche Firmen sind den Unterlagen zufolge Hoechst und Karl Kolb. Unter den US-Firmen ist Alcolac International, das Bagdad einen Grundstoff für die Herstellung von Senfgas geliefert haben soll.

Die Herstellerliste sei dem Anwaltsbüro im texanischen Houston von der irakischen Regierung übermittelt worden und stimme mit den Angaben im jüngsten irakischen Waffenbericht überein, sagte Pitts. Ein Sprecher des US-Geheimdienstes CIA wollte die Liste nicht kommentieren.

Einem im September veröffentlichten Bericht der US-Regierung zufolge gibt es "keine Hinweise" dafür, dass Irak im Golfkrieg 1991 Chemiewaffen einsetzte. Möglicherweise seien Soldaten der alliierten Truppen jedoch bei der Bombardierung von Chemiewaffenfabriken und -lagern Kampfstoffen ausgesetzt gewesen. Das US-Ministerium für Veteranen überwacht zurzeit den Zustand von mehr als 100.000 ehemaligen Soldaten, die unter dem so genannten Golfkriegssyndrom leiden und über Gelenkschmerzen, Hautausschlag, Kurzatmigkeit und andere Beschwerden klagen. (APA)