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Interview mit Fynn Kliemann: Masken-Macher kritisiert Trigema-Chef Grupp: "Sollte sich an Krise nicht bereichern"
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Fynn Kliemann
Brian Jakubowski Fynn Kliemann
  • Finanzen100-Redakteurin

Fynn Kliemann ist Webdesigner, Musiker, Autor, Schauspieler und YouTuber. Außerdem betreibt er einen Online-Shop, in dem man fair produzierte Mode kaufen kann - und jetzt auch Nasen- und Mundschutzartikel. FOCUS Online sagt der Gründer, warum ihn die hohen Preise für Masken ärgern.

FOCUS Online: Sie sind schon Ihre ganze Karriere lang in vielen unterschiedlichen Bereichen tätig – seit neuestem produzieren Sie Nasen- und Mundschutzmasken….

Fynn Kliemann: Wir produzieren faire Mode in Werken in Portugal und Serbien. Wegen der Coronavirus-Krise stand zunächst unser Produzent in Portugal kurz davor, Mitarbeiter entlassen zu müssen – allein 20 Angestellte sind dort für uns tätig. Zeitgleich haben wir gesehen, dass es in Wuhan bereits Engpässe bei der Bereitstellung von Nasen- und Mundbedeckungen gab.

Wir haben also nur die logische Konsequenz gezogen und umgerüstet – so konnten wir die Jobs retten und helfen, den Bedarf zu bedienen. In Portugal haben wir erst einmal 10.000 Masken in der Woche hergestellt, inzwischen haben wir die Produktion hochgefahren. Man kann sich gar nicht vorstellen, wer alles anruft und nach den Masken fragt, die Nöte sind riesig.

Alle Informationen zum Coronavirus finden Sie  im News-Ticker von FOCUS Online.

FOCUS Online: Was ist mit ihrem Produzenten in Serbien?

Kliemann: Da war die Situation noch schlimmer. 80 Angestellte standen vor der Kündigung. In Serbien gibt es wegen Corona ein Exportverbot, aber unser Produzent hatte keinen Auftrag aus dem Inland, er war also zum Nichtstun verdammt. Wir haben dann mit dem Wirtschaftsministerium gesprochen und ganz einfach gefragt: Wollt ihr 80 Arbeitslose oder keine? Die Ausfuhrgenehmigung für die Masken haben wir dann schnell bekommen.

Bis zu 250.000 Masken wöchentlich

FOCUS Online: Wie sieht die Produktion heute aus?

Kliemann: Wir stellen in der Woche 200.000 bis 250.000 Masken her, sie sind wiederverwendbar und handgenäht.

FOCUS Online: Sind die Masken medizinisch zertifiziert?

Kliemann: Nein. Wir haben keine Zertifizierung oder medizinische Prüfwerte. Allerdings ist die Not so groß, dass dennoch Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen bei uns bestellen, die ganz klar sagen: Eure Maske ist besser als keine. Aktuell lassen wir auch testen, um zuverlässige Werte zu bekommen. Bisher kann ich mich nur auf die Rückmeldung aus einer Klinik verlassen, der wir 5000 Stück geliefert haben. Dort wurde uns bestätigt, dass unsere Masken eine bessere Abschirmwirkung haben als herkömmliche OP-Masken. Das liegt wohl am Material.

Alle wirtschaftlichen Entwicklungen lesen Sie im News-Ticker zum Corona-Crash.

FOCUS Online: Was kostet Ihr Mundschutz und kann ich ihn als Privatperson kaufen?

Kliemann: Wir behandeln Bestellungen von medizinischen Einrichtungen wie Pflegeheimen bevorzugt. Wenn dann Kontingente übrig sind, kann man die Masken online in unserem Shop kaufen. Dort kostet die Maske 2,20 Euro, der Großhandel zahlt weniger, weil Verpackung oder Transaktionsgebühren geringer sind. Da sind wir bei einem Preis von unter einem Euro.

FOCUS Online: Was verdienen Sie an den Masken?

Kliemann: Zu diesem Preis trägt sich die Produktion gerade so und das ist okay, wir wollen damit nichts verdienen. Wir sind auf unsere Produzenten angewiesen, wenn die Krise vorbei ist. Dass wir die Betriebe am Leben halten können, ist schon viel.

Der finanzielle Anreiz spielt keine Rolle. Wir haben zum Beispiel 40000 Masken an die Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln geliefert. Da arbeiten wir mit Seawatch zusammen, die Organisation kauft einen Teil an und den Rest legen wir drauf – einfach, weil es wichtig ist.

"Wir kriegen das deutlich günstiger hin"

FOCUS Online: Sie kritisieren auf Ihrem Instagram-Profil offen die Preise anderer Unternehmen, die seit kurzem Masken herstellen - konkret von Trigema. Unterstellen Sie Herrn Grupp, nur Profit machen zu wollen?

Kliemann: Grundsätzlich ist jeder, der Masken produziert, zu begrüßen. Der Hintergedanke ist ein guter. Ich habe auch nichts gegen Trigema. Die Firma scheint ja eine super Wertschöpfungskette zu haben. Ich finde nur einfach, man sollte sich an einer solchen Krise nicht bereichern. Klar kann man die Produktion in Deutschland als Argument anführen, aber wir produzieren auch in Europa zu fairen Löhnen. Ob sein Preis also eine große oder kleine Marge hat, weiß Herr Grupp besser als ich. Wir kriegen das auf jeden Fall deutlich günstiger hin.

Bei uns gilt einfach: so viel wie möglich, so schnell wie möglich, so günstig wie möglich.

FOCUS Online: Wie sieht der Produktionsplan für die kommenden Wochen aus?

Kliemann: Es gibt eine Notsituation und solange das so ist, werden wir helfen.

Lesen Sie auch: Nach Produktions-Umstellung: Trigema verlangt hohen Preis für Atemschutzmasken

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