Microsoft half NSA beim Datenzugriff

PRIVATSPHÄRE Internetkonzern half laut Angaben des „Guardian“ dem US-Geheimdienst bei der Umgehung der unternehmenseigenen Verschlüsselung. So können E-Mails und Skype-Gespräche überwacht werden

Seit 2012 sollen auch via Skype geführte Video-Telefonate mitgeschnitten worden sein

BERLIN taz | Der Internetkonzern Microsoft soll nach neuen Berichten des Guardian intensiver mit den Sicherheitsbehörden kooperieren als bislang bekannt. Laut Dokumenten, die der Whistleblower Edward Snowden der Zeitung hat zukommen lassen, soll Microsoft unter anderem der NSA geholfen haben, die konzerneigene Verschlüsselung für Chats zu umgehen.

Nachdem der Guardian im Juni mit Hilfe der Dokumente von Snowden enthüllt hatte, dass die NSA im Rahmen ihres Überwachungsprogramms Prism auf Server von Internetgiganten wie Microsoft, Google und Facebook zugreift, gaben sich die Unternehmen zugeknöpft. Man gebe Daten nur auf eine rechtsverbindliche Anweisung hin weiter, hieß es damals.

Die aktuellen Vorwürfe deuten nun darauf hin, dass der Konzern doch etwas mehr gemacht haben könnte als das unbedingt Notwendige. Unter anderem habe Microsoft dem FBI Zugang zu dem Cloud-Dienst SkyDrive und der NSA Zugriff auf via Skype geführte Telefonate ermöglicht – seit Juli 2012 würden dabei auch Videos mitgeschnitten.

Darüber hinaus habe der Konzern der NSA geholfen, die unternehmenseigene Verschlüsselung zu umgehen. Es geht dabei um eine Art der Verschlüsselung, die von Internetprovidern selbst durchgeführt werden kann. So sind sie in der Lage, die Übermittlung etwa von E-Mails von einem Server zum anderen zu verschlüsseln. Geheimdienste, die Daten an den Verbindungskabeln abzapfen, würden dann nur unverständliche Zeichenketten sehen. Der Haken: Der Nutzer weiß nicht, wie sicher der Schlüssel ist, den der Anbieter verwendet. Und er weiß auch nicht, ob das Unternehmen nicht Dritten – wie hier, den Berichten zufolge, der NSA – direkt Zugriff gewährt.

„Nutzer, die sicher gehen wollen, sollten selbst auf Verschlüsselungsmechanismen zurückgreifen“, empfiehlt Florian Glatzner vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Die funktionieren allerdings nur dann, wenn sowohl Sender als auch Empfänger einer E-Mail die Technologie einsetzen. Als Alternative zu Skype empfiehlt die Free Software Foundation Europe (FSFE) das Programm Jitsi.

Microsoft nimmt zu den Vorwürfen nur indirekt Stellung und betont wie schon zuvor, Daten nur dann weiterzugeben, wenn das Gesetz es fordere. Aus den Dokumenten von Snowden geht dagegen laut Guardian hervor, dass von Prism gesammelte Daten routinemäßig an FBI und CIA übermittelt würden.

Microsoft deutet in seiner Mitteilung an, dass das Unternehmen sich nicht zu dem Ausmaß der Zusammenarbeit mit den Behörden äußern darf. Laut den Berichten des Guardian drängen mehrere IT-Firmen die US-Regierung, offen über die Kooperationen sprechen zu dürfen. SVE