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Nach »Bild«-Skandal Springer-Mitarbeiter sollen sexuelle Beziehungen in der Belegschaft offenlegen

Nach dem Rausschmiss von Ex-»Bild«-Chef Julian Reichelt plant der Axel-Springer-Verlag strengere Regeln für seine Beschäftigten.
Axel-Springer-Chef Döpfner: »Es darf keine doppelten Standards geben«

Axel-Springer-Chef Döpfner: »Es darf keine doppelten Standards geben«

Foto: Michael Kappeler/ picture alliance / dpa

Der Axel-Springer-Verlag plant strengere Regeln für sexuelle Beziehungen unter Angestellten. Das sagte der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner im Gespräch mit der »Financial Times«. Demnach müssten Verbindungen zwischen Managern oder Managerinnen und ihren Mitarbeitenden künftig intern offengelegt werden. Ein generelles Verbot solcher Beziehungen soll es aber nicht geben.

Die Ankündigung kommt wenige Wochen nach dem Rauswurf des ehemaligen »Bild«-Chefredakteurs Julian Reichelt. Ihm wurde unter anderem vorgeworfen, seine Macht gegenüber ihm unterstellten Frauen missbraucht, berufliche und private Beziehungen mit Mitarbeiterinnen vermischt und Abhängigkeitsverhältnisse ausgenutzt zu haben.

Eine SPIEGEL-Recherche hatte die Vorwürfe schon im März offengelegt. Damals war ein internes Compliance-Verfahren eingeleitet worden, das die Vorwürfe untersuchen sollte. Reichelt war jedoch nach rund zwei Wochen wieder auf seinen Posten zurückgekehrt. Im Oktober berichteten schließlich die »New York Times« sowie der SPIEGEL – gemeinsam mit dem Investigativteam des Ippen-Verlags – von neuen, bisher unbekannten Vorwürfen. Reichelt verlor seinen Posten.

Springer will sich an amerikanische Standards anpassen

Die neuen Vorgaben, so Döpfner, seien auch eine Reaktion auf die verstärkten Ambitionen des Verlages in den Vereinigten Staaten. Dort ist Springer vor allem durch seinen Kauf der Nachrichtenseite Politico präsent. In den USA gelten deutlich strengere Regeln, was die Beziehung zwischen Vorgesetzten und ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen angeht. »Wir können keine doppelten Standards akzeptieren«, sagte Döpfner gegenüber der »Financial Times«. »Wir werden globale Vorgaben einführen, die auf angelsächsischen Regeln basieren.« Manager mehrerer Firmen wie McDonalds, Boeing, oder Intel verloren wegen Beziehungen zu ihren Mitarbeiterinnen in der Vergangenheit ihre Posten.

Widerstand gegen die neuen Regeln, so Döpfner in der »Financial Times«, gebe es aus den eigenen Reihen: Arbeitnehmervertreter hätten den Verlag schon vor vier Jahren daran gehindert, eine solche Regelung einzuführen. Auch heute sträubten sich die Vertreter dagegen.

Linda Paczkowski-Diering, Betriebsratsvorsitzende bei der Axel Springer SE, bestätigte gegenüber der Zeitung, dass Gespräche darüber stattfänden. Wenn es keinen Kompromiss gibt, so Döpfner, »würden wir einfach sagen: Es gibt einen Verhaltenskodex, den wir von unseren Angestellten erwarten. Wer sich nicht entsprechend verhält, muss die Firma verlassen.«

jlk