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INSM-Kampagne gegen Baerbock Industrielobby reagiert erst jetzt auf Vorwurf antisemitischer Untertöne

War das nur eine harte Attacke – oder schon das Spiel mit antisemitischen Ressentiments? Die Anti-Baerbock-Kampagne hat der Lobbygruppe INSM viel Kritik eingebracht. Mit einer Antwort darauf ließ sie sich Zeit.
Umstrittenes Kampagnenmotiv der INSM

Umstrittenes Kampagnenmotiv der INSM

Foto: insm.de

Dem Motiv konnte man kaum entkommen: Es wurde als ganzseitige Anzeige in großen Tageszeitungen gedruckt, und digital umrahmte es die Startseiten vieler Nachrichtenportale. Darauf zu sehen: Grünenchefin Annalena Baerbock in einer Art Mose-Pose – mit zehn Verboten, die die Grünen angeblich planen würden.

Die Kampagne der von Industrieverbänden finanzierten Lobbyorganisation »Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft« (INSM) löste eine Welle der Kritik aus. Weil viele der vermeintlich grünen Verbotspläne so gar nicht stimmen. Vor allem aber wegen der Darstellung Baerbocks in orientalischem Gewand. Das Anzeigenmotiv spielt auf den Propheten Mose an, der laut Altem Testament die Zehn Gebote direkt von Gott erhielt  und sowohl für die jüdische als auch die christliche Religion eine zentrale Rolle spielt.

Reaktion ließ lange auf sich warten

»Eine Kanzlerkandidatin als orientalisierte Moses, die eine falsche Staatsreligion über Deutschland bringen wolle?«, schrieb der baden-württembergische Antisemitismus-Beauftragte Michael Blume auf Twitter und warnte davor, »im Wahlkampf antisemitische Verschwörungsmythen zu bedienen«.

Erst fünf Tage nach Veröffentlichung des Motivs haben sich nun auch die Schöpfer zu Wort gemeldet. Am Dienstag verschickte die INSM eine Pressemitteilung. Den Vorwurf, »antisemitische Verschwörungsmythen zu bedienen«, weist die Organisation entschieden zurück. Man bedaure, sollten mit der Anzeige persönliche oder religiöse Gefühle verletzt worden sein. Man werde in Zukunft »noch deutlicher als bisher darauf achten, dass kein Zweifel an unserer Abscheu gegenüber jeder Form des Antisemitismus oder Antijudaismus aufkommen kann«.

Zuvor gab es auch aus den eigenen Reihen Kritik an der Lobbykampagne. »Persönliche Herabsetzungen und eine misslingende Verwendung christlicher Symbolik sind kein angemessener Umgang im notwendigen Wettstreit um politische Inhalte«, teilte die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) mit. »Das ist nicht der Stil der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Sozialpartnerschaft ist vom gegenseitigen Respekt getragen.«

beb