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Wegen Starlink-Erfolg in der Ukraine: Interesse an Anti-Satellitenwaffen wächst

In einem neuen Bericht warnt die Secure World Foundation vor einem Trend, der auf die Zerstörung moderner Kommunikationsstrategien ausgerichtet ist. Danach gibt es ein steigendes Interesse an Waffensystemen, die sich gegen Satelliten richten lassen.

4 Min. Lesezeit
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Starlink beunruhigt und beflügelt das Militär. (Foto: Josh Bruce / Shutterstock)

Es klingt nach der ultimativen Lösung. Über erdnahe Satelliten lässt sich jeder noch so abgelegene Winkel der Erde mit stabilem Internetzugang versorgen. Was für die zivile Nutzung ein Segen ist, kann für die militärische Nutzung beides sein – je nachdem, wer die Technologie nutzt. Der durch SpaceX-Chef Elon Musk persönlich forcierte Einsatz des Starlink-Breitbandgürtels und der damit einhergehende Erfolg der Ukraine bei der Verteidigung ihres Landes zeigen, wie effektiv eine an sich zivil konzipierte Einrichtung auch für andere Zwecke genutzt werden kann.

Ukraine-Konflikt setzt „verstärkte Anreize“

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Dass das ein Interesse der „Gegenseite“ weckt, verwundert nicht. Dabei ist der Beleg der erfolgreichen Nutzung in der Ukraine nur ein Katalysator, denn die US-amerikanische Nichtregierungsorganisation Secure World Foundation zeigt, dass das Interesse an offensiven Gegenraumwaffen, die weltraumgestützte Dienste stören können, schon seit ein paar Jahren stark zunimmt.

„Die Existenz von Gegenraumwaffen ist nicht neu, wohl aber die Umstände, unter denen sie entwickelt wurden“, schreiben die Experten in ihrem Bericht (PDF). Sie sehen „verstärkte Anreize für die Entwicklung und den potenziellen Einsatz von offensiven Weltraumabwehrwaffen“.

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Mit Bedeutung der Satelliten steigt auch deren Zielwert

Satelliten böten sich als militärische Ziele perspektivisch sogar noch mehr an, weil die Auswirkungen ihrer Abschaltung „globale Auswirkungen weit über das Militär hinaus haben könnten“. Immerhin führe die Verbreitung der Satelliten-Netze dazu, dass „große Teile der Weltwirtschaft und der Gesellschaft zunehmend von Weltraumanwendungen abhängig sind“.

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Dabei müsste nicht einmal konsequent alle Satelliten in den Fokus eines Angreifers rücken. Zerstört man wenige, können deren Trümmer bereits ausreichen, um eine nicht zu nennende Zahl weiterer Satelliten zu zerstören. Diese Art Domino-Effekt wird umso gravierender ausfallen, je mehr erdnahe Satelliten eingesetzt sind.

Dabei ist die Satelliten-Technologie eine, die sowohl für Angreifer wie Angegriffene Chancen und Risiken birgt. Immerhin seien auch weltraumgestützte Bedrohungen denkbar, so der Bericht. Erst jüngst war bekannt geworden, dass chinesische Militärwissenschaftler die Entwicklung einer Anti-Satelliten-Technologie vorantreiben, um die vermeintliche Bedrohung ihrer nationalen Souveränität durch den drahtlosen Breitbanddienst Starlink von SpaceX abzuwehren. Das könnte eine ganz neue Form von Wettrüsten nach sich ziehen.

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Chinesische Forschende warnen vor Starlink

In einem Artikel, der im April 2022 in der chinesischen Fachzeitschrift „Modern Defense Technology“ veröffentlicht, inzwischen aber entfernt wurde, warnen der Pekinger Wissenschaftler Ren Yuanzhen und seine Mitautoren explizit vor den Starlink-Satelliten. Die könnten „die operativen Kommunikationsfähigkeiten des US-Militärs erheblich verbessern“. Dagegen sollte China, so die Empfehlung des Artikels, „Soft- und Hard-Killing-Methoden für einige Satelliten“, sowie die Fähigkeit, sie zu überwachen und zu verfolgen, entwickeln. Starlink beurteilt das Team um Ren Yuanzhen so:

„Diese gigantische Konstellation [von Satelliten] bietet nicht nur kommerzielle Dienste, sondern birgt auch ein großes Potenzial für militärische Anwendungen und stellt eine große Herausforderung für unser bestehendes Situationsbewusstsein und unsere traditionellen Verteidigungsfähigkeiten dar“.

Obwohl Starlink derzeit noch aus einer relativ kleinen Konstellation von etwa 2.400 Satelliten besteht, wobei der Endausbauzustand im mittleren fünfstelligen Bereich liegen soll, hat das System in der Ukraine seine Tauglichkeit für den militärischen Einsatz beweisen können. So scheinen die Bedenken Chinas und anderer Länder nachvollziehbar.

US-Armee sieht mehr die Vorteile

Tatsächlich tun die Vereinigten Staaten wenig, um diese Bedenken zu zerstreuen. Im Gegenteil überlegen sie aktiv, wie die privat betriebene weltraumgestützte Kommunikation den operativen Anforderungen des US-Militärs gerecht werden kann. Das ergibt sich aus einer Anhörung im US-Senat aus dem März 2022, die sich unter anderem mit den Bemühungen Russlands, die Starlink-Signale in der Ukraine zu blockieren, befasst hatte. Geladen war auch General James Dickinson als Befehlshaber der Weltraumeinheit der US-Armee. Der zeigte sich von Starlink überzeugt:

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„Ich denke, dass das, was wir mit Elon Musk und den Starlink-Fähigkeiten sehen, uns wirklich zeigt, was eine Megakonstellation oder eine erweiterte Architektur bieten kann – in Bezug auf Redundanz und Fähigkeiten.“

Im Verteidigungshaushalt der USA für das kommende Jahr sind entsprechende Finanzmittel vorgesehen. Ausgegeben werden sollen sie für „störungsresistente Satellitenkommunikation“ als Counterpart zu Chinas und Russlands Streben nach Anti-Satelliten-Fähigkeiten (ASAT).

Gegenraumwaffen seit 2007 immer wieder getestet

Russland hatte bekanntlich im vergangenen Jahr mit einem Test einer Anti-Satelliten-Waffe für eine gefährliche Situation um die Internationale Raumstation ISS gesorgt. Ganz neu sind derartige Tests nicht. Zwar gilt seit 1985 ein De-facto-Moratorium für Anti-Satellitenwaffen. Das wurde indes bereits mehrfach gebrochen.

Bereits 2007 hatte China einen Satelliten abgeschossen. Im Jahr 2008 schoss die US-Marine ihren eigenen Spionagesatelliten mit einer Rakete ab. Nach Angaben der Secure World Foundation hat China seit 2010 mindestens sieben ASAT-Tests durchgeführt. Russland soll seit 2014 mindestens 14 und Indien allein 2019 zwei solcher Tests durchgeführt haben. Etwa 3.200 Trümmerteile aus diesen Tests sollen sich noch immer in der Umlaufbahn befinden.

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Zwischenzeitlich setzt sich die US-Regierung dafür ein, dass sich alle Nationen darauf verständigen, „von Antisatellitenwaffentests abzusehen, die Trümmer verursachen“. Die Entwicklung verspricht, spannend zu bleiben.

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