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Borkenkäfer können Wäldern helfen

Borkenkäfer Borkenkäfer
Borkenkäfer graben sich unter die Baumrinde und richten so großen Schaden an
Quelle: AP
Der Borkenkäfer hat keinen guten Ruf: Er zerstört ganze Wälder. Monokulturen sind besonders gefährdet. Doch der Befall sorgt indirekt für eine Walderneuerung. Lässt man der Natur ihren Lauf, wird der Wald zunächst zerstört, regeneriert sich daraufhin aber selbst. Es entsteht dann ein prächtiger Mischwald.

Nach den Wäldern Sachsens ist nun der Harz dran: Auch dort macht sich der Borkenkäfer mit zerstörerischer Wucht breit. Im Areal des Nationalparks Harz sind 500 Hektar Fichtenwald befallen, schätzt Park-Chef Andreas Pusch. Der Park selbst ist selbstverständlich tabu für Insektizide und Äxte, die befallene Bäume fällen könnten. Doch in den angrenzenden Bereichen, wo Waldbau eine wirtschaftliche Bedeutung hat, sind die Fällkolonnen unterwegs. Aber auch das rasche Roden bringt schon einen gewissen wirtschaftlichen Schaden. Denn das viele Holz, das jetzt auf den Markt geworfen wird, lässt die Preise purzeln. Das Nachsehen haben die Waldbesitzer.

Möglicherweise wiederholt sich im Harz ein Vorgang, der bereits vor zwei Jahrzehnten im Bayerischen Wald für erbitterten Streit zwischen Waldbesitzern und Umweltverbänden sorgte. Auch dort hatten Borkenkäfer massenhaft Fichtenmonokulturen befallen, die vor der Gründung des Nationalparks gepflanzt worden waren. Solche Monokulturen sind besonders anfällig für den Waldschädling, der dramatische Befall war also eine direkte Folge der Bewirtschaftung. Die damalige Leitung des Nationalparks Bayerischer Wald verweigerte jegliche Form von Eingriffen um die Käfer zurückzudrängen – und der Fichtenwald starb großflächig. Doch er hat sich erholt. Heute steht mehrere Meter hoch ein gesunder Mischwald. Die Fichten sind zurückgedrängt, stattdessen gedeihen dazwischen Laubbäume, wie beispielsweise der Bergahorn.

Möglicherweise wurden die damaligen wirtschaftlichen Schäden durch das Wüten des Borkenkäfers durch positive Effekte überkompensiert, sagen Experten wie Hubert Job, Geografieprofessor an der Universität Würzburg. Seine regionalökonomische Studie ergab, dass der Park innerhalb der strukturschwachen Region ein ausgesprochener Jobmotor und Wirtschaftsfaktor ist.

Der Park zieht Besucher an, die den Lauf der Natur erleben wollen – inklusive Borkenkäferbefall, massenhaft umgestürzten Bäumen und Gesundung durch den Wandel in einen Mischwald. Nur drei Prozent der Touristen wünschten einen „aufgeräumten“ Kulturwald, die Mehrheit bevorzuge das urwüchsige Wuchern, sagt der Geograf. Möglicherweise bringen die Borkenkäfer auch im Harz auf lange Sicht den Urwald zurück – zum Gedeih der gesamten Region.

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