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Skurril und amüsant – Fakten aus Liechtenstein

Liechtenstein hat gerade mal 39.000 Einwohner – und doch war schon eine Flagge des Landes auf dem Mond. Der Zwergstaat in den Alpen überrascht auch in anderer Hinsicht, mal ist er Weltmeister, mal Schlusslicht. Wir stellen das Fürstentum in zehn Punkten vor.
Blick auf Vaduz, den Hauptort von Liechtenstein. Der sechstkleinste Staat der Erde liegt zwischen der Schweiz und Österreich Blick auf Vaduz, den Hauptort von Liechtenstein. Der sechstkleinste Staat der Erde liegt zwischen der Schweiz und Österreich
Blick auf Vaduz, den Hauptort von Liechtenstein. Der sechstkleinste Staat der Erde liegt zwischen der Schweiz und Österreich
Quelle: pa/pressefoto_korb/Micha Korb

Jeder hat schon von Liechtenstein gehört, dem Fürstentum, seinen Banken und den Steuerschlupflöchern. Aber dort gewesen sind die Wenigsten. Zeit, sich das sechstkleinste Land der Erde und seine rund 39.000 Einwohner einmal genauer anzuschauen – und über das ein oder andere zu staunen.

Flagge: Die Nummer drei auf dem Mond

Schweiz, USA, Liechtenstein: In dieser Reihenfolge hatten 1969 bei der ersten bemannten Mondlandung der Geschichte mit Apollo 11 die Flaggen ihren großen Auftritt. Zuerst hatte Edwin „Buzz“ Aldrin, nach Neil Armstrong der zweite Mann auf dem Mond, zwar nicht das Schweizerkreuz, dafür aber das Sonnenwindsegel der Universität Bern aufgerollt. Mit dessen Hilfe konnten im Weltall Teilchen eingefangen und später im Labor untersucht werden. Dann erst folgte das US-Banner.

Die Liechtensteiner Flagge – in der Größe einer Zigarettenschachtel – durfte zum Mond hin- und wieder zurückfliegen. Damit würdigten die USA den Beitrag der Liechtensteiner Balzers AG (heute Oerlikon Balzers), die in der Vakuumtechnik und in der Fertigung von Schutzschichten wichtige Komponenten für das Apollo-Programm geliefert hatte.

Die Flagge Liechtensteins besteht aus zwei horizontalen Streifen: oben blau und unten rot. Oben links ist ein goldener Fürstenhut zu sehen
Die Flagge Liechtensteins besteht aus zwei horizontalen Streifen: oben blau und unten rot. Oben links ist ein goldener Fürstenhut zu sehen
Quelle: pa/Bildagentur-online/McPhoto

Der damalige US-Präsident Richard Nixon gewährte deshalb die Mondreise der Liechtensteiner Flagge und schenkte dem Fürstentum auch ein paar Gramm Mondgestein, das die Apollo-11-Mission mitbrachte. Es ist zusammen mit der Fahne, die 1969 auf dem Mond war, in der Liechtensteinischen Schatzkammer in der Hauptstadt Vaduz ausgestellt.

Weitere Infos: landesmuseum.li/de/schatzkammer-dauerausstellung

Größe: In einer Stunde und zwei Minuten durchs Land

Das Fürstentum ist ein Binnenland, ohne Flugplatz, Hafen oder Autobahn, aber es gibt ein breit ausgebautes Busnetz, welches das Land gut und günstig erschließt. 20 Buslinien bietet allein der öffentliche Verkehrsbetrieb Lichtensteinmobil, wobei seit Dezember die ersten E-Busse dabei sind, in zehn Jahren sollen sämtliche Busse elektrisch unterwegs sein.

Liechtenstein liegt in den Alpen zwischen der Schweiz und Österreich
Quelle: Infografik WELT

Die Buslinie 11, die von Sargans in der Schweiz nach Feldkirch in Österreich führt, durchquert ganz Liechtenstein. Los geht’s in Balzers am Sportplatz, der ersten Station im Fürstentum, bis zum Zollamt Schaanwald an der Grenze zu Österreich: in genau einer Stunde und zwei Minuten, inklusive aller 52 Zwischenhaltestellen des 11ers in Liechtenstein. Man fährt durch Vaduz-Städtle (Zentrum), an der Hofkellerei und dem Theater in Schaan vorbei und hat beidseitig stets prächtige Bergpanoramen.

Wer lieber wandern möchte, geht auf den Liechtenstein-Weg, der auf 75 Kilometer in fünf Tagesetappen durch alle elf Gemeinden des Landes führt.

Weitere Infos: liemobil.li; tourismus.li/erlebnisse/sommerurlaub-in-liechtenstein/der-liechtenstein-weg

Sprache: In Liechtenstein sagen alle „Du“

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„Hoi“ heißt „hallo“ im sechskleinsten Land der Erde (nach Vatikan, Monaco, Nauru, Tuvalu und San Marino); jeder sagt auch „Hoi“ zur Begrüßung. Die Amtssprache in Liechtenstein ist Standarddeutsch, aber wenn die Liechtensteiner ihr Alemannisch auspacken, wird die Verständigung für Besucher schwierig.

Im Parlament gilt die Regel, die Amtssprache zu nutzen, auch um zu unterstreichen, dass jetzt der Parlamentarier spricht und nicht Franz, der Nachbar. Denn fast alle kennen sich. Deshalb sagen auch fast alle formlos „Du“ zueinander. Nur die Fürstenfamilie wird ausgeklammert und stets mit einem höflichen „Sie“ angesprochen.

Der Hof: Fürst Hans-Adam II. beim Bäcker

Fürst Hans-Adam II., 77 Jahre alt und seit 1989 Regent in Liechtenstein, findet man in keinen bunten Blättchen. Das gilt auch für den 54-jährigen Erbprinz Alois, der als Stellvertreter des Landesfürsten seit 2004 die operativen Aufgaben von Hans-Adam übertragen bekam.

Die Medienlandschaft in Liechtenstein ist überschaubar: zwei kleine Tageszeitungen, eine Radiostation, ein Fernsehsender, ein paar Online-Portale – und keiner wagt sich an die fürstliche Privatsphäre, denn Hans-Adam wünscht das so.

Beim Staatsfeiertag am 15. August 2022 flankierten Fürst Hans-Adam II. (l.) und Erbprinz Alois (r.) Erbprinzessin Sophie
Beim Staatsfeiertag am 15. August 2022 flankierten Fürst Hans-Adam II. (l.) und Erbprinz Alois (r.) Erbprinzessin Sophie
Quelle: pa/Royal Press Europe/Albert Nieboer

Das Schloss, der Wohnsitz der Familien von Fürst und Erbprinz, ist für die Öffentlichkeit geschlossen. Es gibt keine Homestorys, private Fotos sind rar, ebenso wie private Interviews. Aber es kann durchaus sein, dass man den Fürsten mal beim Bäcker sieht oder regelmäßig im TAK, dem Theater Liechtenstein, wo Hans-Adam ein Abonnement erworben hat. Doch die meisten Touristen erkennen ihn gar nicht, weil sein Bild in der ausländischen Öffentlichkeit weitgehend unbekannt ist.

Kino: Blick durchs Schlüsselloch in die Burg

Das Fürstenschloss oberhalb von Vaduz ist zwar für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, aber trotzdem kann man Einblick in die Burg aus dem 13. Jahrhundert nehmen: im Alten Kino aus den 1960er-Jahren. Es ist der einzige Ort, an dem man während einer 20-minütigen Video-Führung zumindest virtuell durchs Fürstenschloss geleitet wird und „Fürstliche Momente“, so der Filmtitel, erlebt.

Schloss Vaduz ist Sitz des Fürstenhauses und Wahrzeichen von Liechtensteins Hauptstadt Vaduz
Schloss Vaduz ist Sitz des Fürstenhauses und Wahrzeichen von Liechtensteins Hauptstadt Vaduz
Quelle: pa/blickwinkel/allOver/TPH

Über die alte Zugbrücke und den Vorhof gelangt man in die repräsentativen Empfangsräume bis in den Keller, der einen Teil der fürstlichen Kunstsammlung beherbergt. Die privaten Räume sind auch im Video tabu, aber der Fürst gibt sich in der Bibliothek die Ehre und erzählt Persönliches. Etwa von Versteckspielen in der Burg in seiner Kindheit, von seiner Liebe zur Kunst und auch von Staatsempfängen, die stets er bezahlt und nicht der Steuerzahler.

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Der Film läuft – für zehn Schweizer Franken, die offizielle Währung im Land – nur im Alten Kino mit 103 weinroten Plüschsesseln und modernster Kinotechnologie.

Weitere Infos: alteskino.li

Politik: Oben das Schloss, unten der Landtag

Auf einer Felsterrasse, hoch über der Hauptstadt, thront seit dem Mittelalter das Schloss mit bis zu vier Meter dicken Mauern. 115 Meter darunter zeigt sich der Landtag modern, hell und architektonisch durchlässig. Konstitutionelle Erbmonarchie auf demokratischer und parlamentarischer Grundlage heißt die Staatsform, was inkludiert: Der Fürst kann den Landtag auflösen und die Regierung feuern.

Liechtenstein: Das Landtagsgebäude in Vaduz wurde vom deutschen Architekten Hansjörg Göritz entworfen. Es setzt sich aus den Gebäudeteilen Hohes Haus, Verbindendes Haus und Langes Haus zusammen
Das Landtagsgebäude in Vaduz wurde vom deutschen Architekten Hansjörg Göritz entworfen. Es setzt sich aus den Gebäudeteilen Hohes Haus, Verbindendes Haus und Langes Haus zusammen
Quelle: pa/Paul Trummer/TravelLightart/TravelLightar

Umgekehrt kann die Bevölkerung den Fürsten aber nicht einfach loswerden. Sie kann ihm höchstens das Misstrauen aussprechen. Ob dies dann allerdings zu einer Absetzung des Fürsten führt, entscheiden dann die stimmberechtigten Mitglieder des Fürstlichen Hauses – mit dem Fürsten als Vorsitzenden.

Das einzig andere Mittel wäre, per Volksabstimmung die Monarchie komplett abzuschaffen, was auch eine neue Verfassung bedeuten würde. Der Fürst wird von den Alten respektiert, aber nicht geliebt. Die Jungen meinen: „Er macht das ganz gut für uns. Lassen wir es laufen ...“

Weitere Infos: liechtenstein.li

Frauenwahlrecht: Spät dran und nicht ganz freiwillig

Die UN-Mitgliedschaft gab’s nur gegen die Einführung des Frauenwahlrechts. Das war die Bedingung für die Aufnahme Liechtensteins in die Weltgemeinschaft. Bis 1984 wurde tatsächlich noch alles ausschließlich von Männern bestimmt. Und das Votum für das Frauenwahlrecht fiel beschämend knapp aus: Der Unterschied von nur 119 Stimmen aller wahlberechtigten Männer im Land gab den Ausschlag.

Liechtenstein war damit das letzte Land in Europa, das ein Frauenwahlrecht verankerte (wenn man vom Vatikan absieht, der das Frauenwahlrecht bis heute verweigert). Nur ein Dutzend Länder waren weltweit noch später dran. 1986, also zwei Jahre später, wurde Emma Eigenmann als erste Frau ins Liechtensteiner Parlament gewählt.

Geburten: Zur Entbindung ins Ausland

Seit 2014 werden in Liechtenstein keine Babys mehr geboren – es sei denn, die künftige Mutter entscheidet sich für eine Hausgeburt. Denn in diesem Jahr wurde die Geburtsstation im Landesspital, der einzigen öffentlichen Klinik des Landes, aufgelöst. Da im Durchschnitt nur rund 200 Babys pro Jahr geboren wurden, konnte die Geburtenabteilung nicht kostendeckend betrieben werden.

Die meisten Liechtensteiner kommen in der Schweiz auf die Welt, was auch so im Pass vermerkt ist
Die meisten Liechtensteiner kommen in der Schweiz auf die Welt, was auch so im Pass vermerkt ist
Quelle: Getty Images/Petri Oeschger

Die werdenden Mütter müssen deshalb seitdem zur Entbindung ausreisen – die meisten Liechtensteiner kommen seitdem in der Schweiz auf die Welt, was auch so im Pass unter Geburtsort vermerkt ist. Der Großteil der Liechtensteiner Geburten findet im benachbarten Schweizer Spital Grabs statt.

Wirtschaft: Bio-Weltmeister und Pizza-Lieferant

In Liechtenstein gibt es die meisten Bio-Betriebe weltweit im Vergleich zur Gesamtzahl der landwirtschaftlichen Betriebe. Mit 40 Bio-Betrieben ist mehr als ein Drittel aller landwirtschaftlichen Betriebe auf Öko umgestellt.

Generell kommt ungefähr auf acht Einwohner ein Unternehmen, womit die Unternehmensdichte ebenfalls weltmeisterlich ist.

Europameisterlich sind die Arbeitslosenquote (unter zwei Prozent) und der hohe monatliche Brutto-Durchschnittslohn von 6675 Schweizer Franken. Die Liechtensteiner Männer verdienen mit 7125 deutlich mehr als die Frauen mit 6078 Franken.

Außerdem stammt jede sechste Tiefkühlpizza, die in Deutschland gegessen wird, aus Liechtenstein: Von der Ospelt Gruppe, die unter anderem Aldi und Lidl beliefert.

Leibspeise: Fondue aus dem Automaten

Für Käsknöpfle, also Käsespatzn, und Käsefondue, zwei Nationalgerichte Liechtensteins, gibt es Dutzende Rezepte. Meistens gilt die Regel: Das Rezept stammt von Oma. Und die hat es wiederum von ihrer Mutter bekommen.

Ein Novum dürfte allerdings sein, sein Käsefondue am Frischeautomaten an der Straße ziehen zu können. Möglich ist das etwa in Malbun, wo einer der Hofautomaten des Lama- & Alpakahofs Triesenberg steht.

Weitere Infos: lama-alpaka.li/hofladenautomat

Liechtenstein: Der Lama- & Alpakahof Triesenberg bietet Käsefondue aus dem Automaten an
Der Lama- & Alpakahof Triesenberg bietet Käsefondue aus dem Automaten an
Quelle: lama-alpaka.li

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