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Bayer Leverkusen Fall Calhanoglu

Der Vater berät – der Profi muss es ausbaden

Sportredakteur
Drastische Sperre für Hakan Calhanoglu

Für Bayer Leverkusens Profi Hakan Calhanoglu ist die Fußball-Saison gelaufen. Dem 22 Jahre alten Mittelfeldspieler wird Vertragsverletzung vorgeworfen. Calhanoglu wird schon im Bundesligaspiel am Freitag beim Hamburger SV fehlen.

Quelle: N24

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Hakan Calhanoglu ist nicht der einzige Kicker, dem der Vater aus Profitsucht schadet: Lionel Messi musste deswegen Steuern in Millionenhöhe nachzahlen. Auch deutsche Nationalspieler sind betroffen.

Wenn der Muskel zumacht, geht es zum Physiotherapeuten. Gibt es Probleme mit dem Trainer, steht ein Psychologe bereit. Ein Ökotrophologe gibt den Speiseplan vor. Medienprofis soufflieren Stellungnahmen. Profifußballern wird von den Klubs ein Rundum-sorglos-Paket geboten.

Im privaten Bereich sorgen Manager und Berater dafür, dass es dem Spieler an nichts fehlt. Sie organisieren den Urlaub, besorgen exklusive Sportwagen in der Lieblingsfarbe, kümmern sich um Versicherungen und Steuererklärung, stellen das Outfit zusammen, posten für ihn bei Facebook, Twitter und Instagram, unterschreiben seine Autogrammkarten und füllen zweimal pro Woche den Kühlschrank auf.

Vor allem aber bestimmen sie darüber, ob es für ein Unentschieden am Samstag 1000 oder 5000 Euro gibt und wessen Vereinswappen der Spieler in der nächsten Saison küssen soll. Der Fußballprofi ist ein Produkt und sein Erfolg abhängig von den Entscheidungen anderer.

Saisonende für Calhanoglu

Hakan Calhanoglu ist einer von ihnen. 111 Bundesliga-Spiele, 20 Einsätze in der Champions League, türkischer Nationalspieler. Er gehört zu den Besserverdienern seiner vermögenden Zunft. Aktuell wird der Marktwert auf 18 Millionen Euro taxiert. Doch der Kurs wird sinken. Seit Donnerstag ist Calhanoglu aus wirtschaftlicher Sicht braches Kapital. Sein Klub Bayer Leverkusen ist schockiert. Nach nur einem Rückrundenspieltag fällt der 22-Jährige für den Rest der Saison aus.

Bayer 04 Leverkusen v Borussia Moenchengladbach - Bundesliga
Hakan Calhanoglu fehlt Leverkusen für vier Monate
Quelle: Bongarts/Getty Images

Calhanoglu hat sich keine schlimme Verletzung zugezogen. Er erlitt keinen Knorpelschaden, brach sich nicht die Beine, und auch seine Kreuzbänder sind voll funktionsfähig. Vielmehr hat Hakan Calhanoglu zu Beginn seiner Karriere einen Fehler begangen. Er war damals ein Kind. Das Problem: Seine Eltern, die es besser hätten wissen sollen, konnten dem Jungen nicht helfen. Es bestand ein selbst geschaffener Interessenkonflikt.

Dass Calhanoglu ausfällt, ist ein Beschluss der Fifa. Der Internationale Sportgerichtshof Cas bestätigte den Fußballweltverband, sperrte Calhanoglu am Donnerstag für vier Monate und brummte ihm eine Geldstrafe von 100.000 Euro auf. 2011 unterschrieb Calhanoglu, damals 17-jähriges Talent beim Karlsruher Sportclub, einen Vertrag bei Trabzonspor. Eingefädelt und abgesegnet von Hüseyin Calhanoglu, seinem Berater und Vater, der ihn anschließend dennoch zum HSV transferierte.

„Grundsätzlich verstehe ich, wenn Spieler ihrem familiären Umfeld vertrauen. Und wirtschaftlich ist es sicher reizvoll, wenn die Beraterhonorare in der Familie bleiben“, erklärt Schalkes Manager Christian Heidel. Was er nicht sagt: Trotz der Einsparung eines externen Beraterhonorars sind die großen Profiteure der innerfamiliären Dienstleistung die Klubs. „Die Vereine freuen sich, denn sie machen bei Verhandlungen mit Familienangehörigen fast immer ein Plus“, sagt Gregor Reiter, Geschäftsführer der Deutschen Fußballspieler-Vermittler Vereinigung.

Brandts Vertrag mit Leverkusen

Das Paradoxon, dass bei steigenden Gehältern, Prämien und Handgeldern die Professionalität sinkt, löst sich auf den zweiten Blick auf. Die Provisionen der Berater haben längst siebenstellige Sphären erreicht. Je mehr Geld im Spiel ist, desto höher ist der Anreiz, die Provision selbst einzustreichen.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass insbesondere die Topspieler wie Lionel Messi, Sergio Ramos oder Ilkay Gündogan auf professionelle Dienstleistungen verzichten. In der Bundesliga werden aktuell 18 Profis von Familienangehörigen beraten, darunter Stars wie Ousmane Dembélé, David Alaba sowie die deutschen Nationalspieler Mats Hummels, Mario Götze, Sebastian Rudy und Julian Brandt.

Julian Brandt
Julian Brandt gilt als eines der größten deutschen Talente
Quelle: dpa
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Damit das blonde Offensivtalent 2014 nach Leverkusen wechselte, hatte der Klub mit dessen Vater Jürgen Brandt einen Dienstleistungsvertrag geschlossen, in dem dieser sich verpflichtete, seinen Sohn zu einer Vertragsauflösung bei seinem Arbeitgeber VfL Wolfsburg zu bewegen.

300.000 Euro wurden für den Erfolgsfall ausgelobt, inklusive einer Transferbeteiligung bei einem Weiterverkauf. Darüber hinaus verdient Papa Brandt seitdem so viel wie ein Ergänzungsspieler im Bayer-Kader. Laut „Spiegel“ erhält er für jede Saison, die sein Sohn in Leverkusen spielt, bis zu 250.000 Euro. Die Brandts sind zufrieden.

Özils Bruder übernimmt

Calhanoglu dagegen hat seine Konsequenzen gezogen und Privates und Berufliches getrennt. „Er ist mein Vater und bleibt mein Vater“, sagte er dem „Express“, „aber er wird sich nie mehr in meine Karriere einmischen.“ Anders als bei normalen Teens und Twens geht die Beratertätigkeit von Fußballmillionären dann eben doch über Tricks beim Tapezieren, das Redigieren der Bewerbungsmappe oder den Kauf des ersten Autos hinaus.

Oftmals sind die Profis mit dem Verwandten schlecht beraten. So wie Eric Maxim Choupo-Moting, dessen Wechsel 2011 vom HSV zum 1. FC Köln platzte, weil Vater und Berater Just Choupo-Moting den Vertrag elf Minuten vor Ende der Transferperiode nach Köln faxte, die Seite mit der Unterschrift aber nicht ankam.

Lionel Messi wegen Steuerbetrugs in Spanien verurteilt

Dominguez kritisiert, dass viele Spieler sehr schlampig mit Steuerfragen umgehen. Hier der Fall von Fußballstar Lionel Messi, der von der spanischen Justiz wegen Steuerhinterziehung zu 21 Monaten Haft verurteilt worden war. Die Strafen wurden damals zur Bewährung ausgesetzt.

Quelle: Die Welt

Jorge Messi, ein ehemaliger Fabrikarbeiter, führte seinen Sohn in einen handfesten Steuerskandal. Zeitweise musste der fünffache Weltfußballer fürchten, im Gefängnis zu landen. Mesut Özil sah sich 2014 vom Vater mit einer Klage überzogen. Mustafa Özil forderte ausstehende Provisionszahlungen ein. Erst wenige Tage vor der Verhandlung kam es zu einer außergerichtlichen Einigung. Laut „Spiegel“ erhielt Vater Özil eine Zahlung von 8,1 Millionen Euro.

Ausgangspunkt der Schlammschlacht war eine Kündigung. Mesut Özil hatte seinen Vater als Geschäftsführer der Özil Marketing GmbH abgesetzt. Seitdem berät ihn Mutlu Özil, sein Bruder.

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