Der Verfassungsschutz hat regimekritische Menschen mit iranischen Wurzeln zur Vorsicht aufgerufen. Dies gelte vor allem, wenn sie in den Iran reisen wollten oder dort noch Angehörige hätten, sagte Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang der Nachrichtenagentur dpa.

Unter den mehr als 200.000 Menschen mit iranischem Migrationshintergrund, die hierzulande lebten, seien viele Menschen mit einer kritischen Haltung gegenüber dem iranischen Regime, sagte Haldenweg. Schon seit einigen Jahren sei festzustellen, dass iranische Stellen ein Interesse an der Ausforschung dieser Menschen hätten.    

"Diese Personen werden identifiziert und müssen bei eventuellen Reisen in den Iran auch mit erheblichen Konsequenzen rechnen", sagte Haldenwang. Wenn es noch Verwandte oder Freunde im Iran gebe, könne sich die Repression auch gegen solche Menschen aus dem engeren Umfeld richten. "So etwas ist schon passiert und gerade jetzt in der aktuellen Situation, in der im Iran massive Proteste stattfinden, sehen wir Entsprechendes auch in Deutschland."

Iranische Dienste recherchieren offenbar Teilnehmer von Demonstrationen

Haldenwang warnte in diesem Zusammenhang auch vor Aktivitäten in den sozialen Medien, die die Identität regimekritischer Menschen preisgeben könnten. So hatten iranische Dienste laut Sicherheitsbehörden Interesse daran, die Teilnehmenden der großen Solidaritätsdemonstrationen in Berlin herauszufinden. Dass sich die Beteiligten gegenseitig bei der Demonstration fotografierten und filmten und die Bilder in den sozialen Netzwerden verbreiteten, macht es den iranischen Diensten laut Haldenwang noch einfacher.

Auslöser der landesweiten Proteste im Iran war der Tod von Jina Mahsa Amini am 16. September in Polizeigewahrsam. Die iranische Kurdin war von der sogenannten Sittenpolizei wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die im Iran geltenden islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden. Seither gibt es immer wieder Proteste gegen das islamistische Herrschaftssystem im Iran.