Hinter der gelben, bröckelnden Fassade nimmt ein Mann Abschied. Ein letztes Mal sitzt Fabian Stoermer in dem schwarzen Bürostuhl, der bald seinem Nachfolger gehört. Bienenwachskerzen stehen auf der Fensterbank, Bilder von Engelsstatuen hängen an der Wand. Über dem Schreibtisch, direkt vor Stoermers Gesicht, baumelt ein silbernes Senkblei. "Es zeigt, ob Dinge im Lot sind", sagt er und streift mit beiden Händen die Falten aus seiner weißen Hose.

15 Jahre lang war Stoermer Direktor an der Waldorfschule in Schwäbisch Hall. Einige Tage zuvor, im August 2021, hat er seine Kündigung eingereicht. Kurz nachdem ein Lehrer, der unter seiner Leitung unterrichtete, wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt worden war. Er gehe nicht aus Angst, betont Stoermer. Sein Rücktritt habe nichts mit den Vorfällen zu tun. "Es ist wichtig, dass eine Institution zeigt, dass etwas schiefgelaufen ist", sagt er. Deshalb möchte er reden.